Wickel

Ein Wickel ist ein einfaches Hausmittel zur Behandlung von Krankheiten oder Symptomen, für die man noch keinen Arzt braucht. Im Unterschied zu Verbänden werden Wickel nur kurzzeitig angelegt und sie werden vor allem zur Applikation von Wirkstoffen oder zum Erreichen physikalischer Wirkungen eingesetzt. Richtig angewendet, können sie aber auch im Rahmen professioneller Pflege und ärztlicher Therapien deutliche Erfolge erzielen.

Prinzip

Auflagen und Wickel werden mit kaltem oder warmem Wasser angewendet, das richtet sich nach dem Zweck der Therapie. Die kalten Anwendungen regen die Durchblutung der Haut und den Stoffwechsel an, beruhigen und senken Fieber. Bei längerer Liegedauer führen sie nach 1 1/2 bis 2 Stunden zu einem Wärmegefühl und schließlich zu starkem Schweißausbruch, noch längere Dauer wirkt stark beruhigend. Heiße Wickel und Auflagen können zur Schmerz- und Krampflinderung angezeigt sein, außerdem z.B. bei schwächlichen Kindern anstelle einer Kaltbehandlung. Wickel sind prinzipiell gut für Behandlungen bei Kindern geeignet.

Man unterscheidet die folgenden Anwendungsformen:

Wickel dürfen nur bei allgemeiner guter Erwärmung angewendet werden. Frösteln die Patienten bei der Anwendung, wird sofort unterbrochen, trockengerieben und im Bett durch Heizdecke oder Wärmflasche für rasche Erwärmung gesorgt.
Feuchte Wickel bestehen immer aus den folgenden 3 Teilen:

Da ein Wickel, bei dem Luftzutritt möglich ist, unwirksam oder gar schädlich ist, ist bei allen Wickeln auf einen guten Abschluss zu achten. Beim Liegen im Wickel wird der Patient mit einer Decke bedeckt, unbehandelte Körperteile können mit Unter- oder Nachtwäsche bekleidet werden.
Bei Bedarf setzt man dem Wasser, in das das innere Wickeltuch getaucht wird, Essig (1 Teil auf 2 Teile Wasser), Salz oder Lehm zu oder taucht es in Kräutertee, z. B. in entzündungshemmenden Kamillen- oder Hirtentäscheltee bei Wunden. Außerdem gibt es noch Breisäcke mit verschiedenen Inhaltsstoffen, die wie Auflagen angewendet werden. Nach der Anwendung soll der Patient noch 1/2 bis 1 Stunde im warmen Bett nachruhen. Bei Bedarf können Wickel und Auflagen mehrmals täglich wiederholt werden oder auch über Nacht angelegt bleiben.

Formen:

Kopfwickel

Wird meist als unangenehm empfunden und ist daher nicht mehr gebräuchlich.

Wadenwickel, Unterschenkelwickel

Zum Unterschenkelwickel wird der Fuß und Unterschenkel bis zu den Knien in die üblichen 3 Wickeltücher eingehüllt. Beim Wadenwickel dagegen bleibt der Fuß frei, er reicht also nur von den Fußknöcheln zu den Knien; dazu kann man auch passende Handtücher verwenden. Ein langes Handtuch kann nur zur Hälfte befeuchtet werden und zugleich als Zwischentuch dienen. Der Wadenwickel wird ebenso wie der Unterschenkelwickel immer an beiden Beinen angelegt.
Unterschenkelwickel wirken etwas stärker als Wadenwickel. Als wärmeentziehende Wickel werden sie zur Fiebersenkung angewendet und jeweils nach einer viertel bis halben Stunde erneuert, als wärmestauende Wickel wirken sie gut schlaffördernd. Anstelle der Wickeltücher kann man auch (nach Kneipp) nasse Socken anwenden. Dabei werden ein paar Baumwoll-(nie Synthetik-)socken in kaltes oder warmes Wasser getaucht und über die Füße gestreift. Darüber kommen 2 Paar trockener, jeweils etwas längere (Woll-)Socken.

Beinwickel

Beinwickel reichen von den Hüften bis zu den Zehenspitzen. Beinwickel helfen vor allem bei Erkrankungen der Verdauungs-, Harn- und Geschlechtsorgane, Rheuma und Verletzungen (Verrenkungen, Verstauchungen) der Hüft-, Knie- und Fußgelenke.

Armwickel

Armwickel reichen von den Schultern bis zu den Fingerspitzen. Armwickel regen Atmung, Herz, Kreislauf und Stoffwechsel an, außerdem sind sie bei Lymphknotenschwellungen, Wunden und Geschwüren im Behandlungsgebiet angezeigt.

Handwickel

Handwickel helfen gegen frische, stumpfe Verletzungen im Bereich der Hände, wie beispielsweise ein verstauchtes Handgelenk. Durch die Kälte des Handwickels wird eine Schwellung vermindert.
Als warmer Wickel kann ein Handwickel beispielsweise gegen Rheuma in den Händen eingesetzt werden.
Beim Handwickel wird ein zum Dreieck gefaltetes nasses Tuch um die Hand gewickelt. Darüber kommen wie immer Zwischen- und Außentuch.

Brust- und Kreuzwickel

Wärmestauende Brustwickel werden bei Erkrankungen der Atemwege angewendet, zum Beispiel bei Husten, Bronchialkatarrh, Bronchitis, Asthma, Lungen- und Rippenfellentzündung. Der Brustwickel reicht von der Achselhöhle bis zum Rippenbogen. Die Tücher werden - zuoberst das feuchte Innentuch, ganz unten das trockene Wolltuch - so auf das Bett gelegt, daß sich der Patient mit entblößtem Oberkörper darauf niederlassen kann. Dann wird der Wickel in mittlerer Atemstellung (nicht zu straff) um den Brustkorb gelegt.
Beim Kreuzwickel legt man das feuchte Innentuch so auf die Brust, daß rechts und links je etwa 80 cm lange Enden überstehen. Die rechte Hälfte führt man unter dem rechten Arm durch, über den Rücken quer hinauf zur linken Schulter und hier vorne auf die Brust, die linke Hälfte wird sinngemäß nach rechts geführt. In gleicher Weise legt man die beiden Trockentücher an.
Der Schal ist ein noch komplizierterer Brustwickel, der ohne genaue Anleitung durch Fachpersonal für die häusliche Selbstanwendung nicht empfohlen werden kann.

Halswickel

Halswickel helfen bei Hals-, Rachen-, Kehlkopf- und Mandelentzündungen, entzündlichen Stauungen und Lymphknotenschwellungen im Hals. Dazu verwendet man ein schmales, langes Tuch, das einmal der Länge nach zusammengefaltet und zweimal um den Hals gewickelt wird; darüber kommen in gleicher Weise die beiden Trockentücher. Bei akuten Entzündungen darf der Halswickel nicht zu stark durchgewärmt werden und ist daher jede halbe Stunde zu erneuern, weniger akute und chronische Entzündungen behandelt man mit warmen Halswickeln, die auch über Nacht angelegt bleiben können. Als Zusätze eignen sich Lehm und Zwiebelscheiben gut.

Kurzwickel oder Lendenwickel

Diese Art der Wickel hilft gegen fieberhafte Erkrankungen (vor allem verbunden mit Magen-Darm-Infektionen), Blähungen, Verstopfung und Hämorrhoiden. Bei Leibauflagen und Lendenwickeln ist die Wirkung etwas milder, das Hauptanwendungsgebiet sind hier Koliken und Blasenkatarrh.
Der Kurzwickel reicht von den Achselhöhlen bis zur Mitte des Oberschenkels, der Lendenwickel vom unteren Rippenbogen bis zur Mitte des Oberschenkels. Die Tücher werden passend aufs Bett gelegt, der Patient legt sich darauf und wird eingehüllt. Das feuchte Innentuch wird im Gegensatz zur Leibauflage ganz um den Körper herumgeführt.
Die Leibauflage besteht aus einem doppelt bis sechsfach zusammengefalteten Leintuch oder aus einem der weiter oben beschriebenen Breiumschläge und wird so auf den Leib gelegt, dass sie vom Rippenbogen bis zum mittleren Oberschenkel reicht. Zwischen- und Außentuch werden ganz um den Leib herumgewickelt.

Unterwickel oder 3/4-Packung

Der Unterwickel reicht von den Achselhöhlen bis zu den Zehenspitzen. Die Arme werden nicht eingepackt, aber mit einem Hemd leicht bedeckt. Es handelt sich um einen großen Wickel mit starker Allgemeinwirkung. Die Tücher werden passend aufs Bett gelegt, der Patient legt sich darauf und wird eingehüllt. Er hilft gegen Stauungen in Unterleib und Beinen. Außerdem leitet er Hitze aus dem oberen Bereich des Körpers. Er kann auch als (trockene) Schwitzpackung angelegt werden, wenn die Ganzpackung nicht vertragen oder als unangenehm empfunden wird.

Ganzpackung

Der Ganzwickel ist der größte der kneippschen Wickel. Er reicht von den Füßen bis zum Hals und schließt auch die Arme mit ein. Die Ganzpackung wirkt stark ausleitend und regt den Stoffwechsel an und hilft gegen Fieber. Die wärmestauende Ganzpackung ist ein Element der Schrothkur. Die schweißtreibende Ganzpackung empfiehlt sich bei Erkältungskrankheiten. Anlegen nach den allgemeinen Regeln. Bei großen, kräftigen Personen werden 2 Wolldecken benötigt, eine längs für den Unterkörper und eine weitere quer für den Oberkörper. Die Tücher werden passend aufs Bett gelegt, der Patient legt sich darauf und wird eingepackt.
Als Schwitzpackung wirkt die feuchte Ganzpackung milder als die trockene Ganzpackung.